Mittwoch, 30. Dezember 2009

Enabling im Projektmanagement

Enabling heißt frei übersetzt "Möglichkeiten schaffen" und meint damit sicherstellen, dass jedes Teammitglied entsprechend seiner Qualifikation die optimalen Arbeitsmöglichkeiten vorfindet. Die meisten Mitarbeiter sind von sich aus engagiert, so dass es ausreicht Hindernisse aus dem Weg zu räumen um sie zu motivieren.

Die wichtigsten Voraussetzungen für Motivation und Leistung sind:

  • Information
  • Ressourcen
  • Unterstützung
Information bereitstellen heißt: das Ziel und das Ergebnis definieren, die Rolle und Verantwortung für jedes Teammitglied festlegen, die Rahmenbedingungen (Termine, Qualitätsanforderungen, Abhängigkeiten, Risiken) erklären und die fachlichen und technischen Informationen bereitstellen, die zur Erledigung der Aufgabe erforderlich sind.

Ressourcen bereitstellen heißt: Sicherstellen, dass jedes Teammitglied über alle Arbeitsmittel in ausreichendem Umfang verfügt um die Aufgabe erledigen zu können. Dazu gehört auch die eigene Kapazität des Teammitglieds (also frei sein von anderen Verpflichtungen und genug Zeit haben sich ungestört der Aufgabe im Projekt zu widmen),

Unterstützung
bereitstellen heißt: dafür Sorge tragen, dass jedes Teammitglied in dem Umfang Rat und Hilfe bekommt, wie es die Aufgabe und die persönlichen Fähigkeiten erfordern. Dazu gehört die Unterstützung durch Kollegen und externe Experten genauso wie die Hilfe durch den Projektleiter bei Problemen oder Konflikten.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Projektzeitpläne verkürzen

Es gibt zwei bekannte Kompressionstechniken um einen gegebenen Projektzeitplan zu verkürzen. Diese sind grundsätzlich auf jeden Projektplan anwendbar, bringen jedoch zusätzliche Kosten und Risiken mit sich.

Beim Fasttracking werden Tätigkeiten parallelisiert (also gleichzeitig ausgeführt), die im ursprünglichen Plan aufeinander folgten. Die offensichtliche Zeitersparnis wird mit dem Risiko erkauft, dass Abhängigkeiten zwischen den parallelisierten Tätigkeiten erst spät erkannt werden. Dadurch entstehen möglicherweise Wartezeiten und/oder müssen Teilergebnisse nachgearbeitet werden.

Beim Crashing werden Tätigkeiten unter die geschätzt benötigte Laufzeit verkürzt. Dies geschieht üblicherweise durch verstärkten Ressourceneinsatz wodurch zusätzliche Kosten entstehen. Diese Kosten sind oft überproportional wenn die Tätigkeit durch mehr Ressourcen nicht in gleichem Maße schneller ausgeführt werden kann. Gleichzeitig entsteht das Risiko, dass der Projektleiter das Beschleunigungspotential überschätzt hat.

Montag, 28. Dezember 2009

So wichtig ist Tailoring

Unter Tailoring versteht man die Anpassung eines Vorgehensmodells oder vorgegebener Methoden an den tatsächlichen Bedarf. Das ist insbesondere zentral, da sich viele Projekte, selbst in derselben Organisation, hinsichtlich ihres Handlungsrahmens, ihres Inhalts und ihrer Ziele stark unterscheiden. Ein kurzes Projekt mit hartem Endtermin wird - um Erfolg zu haben - andere Maßstäbe an das Qualitätsmanagement anlegen, als ein Mehrjahresprojekt dessen Produkt später die Sicherheit von Menschen garantieren soll.

Beim Tailoring ist es wichtig im Vorfeld den richtigen Tradeoff zwischen Aufwand und Nutzen für das spezifische Projekt zu finden. Voraussetzungen dafür sind:
  • die Projektziele (und ihre Gewichtung) genau verstehen
  • den Beitrag möglicher Vorgehensweisen zu den Projektzielen kennen
  • die Auswirkung von Tailoringentscheidungen antizipieren können
Zum Beispiel erhöht agiles Vorgehen die Kundenzufriedenheit (Teilergebnisse werden früher sichtbar, die Spezifikation erfolgt am konkreten Objekt, Änderungen sind während des Projektverlaufs möglich) auf Kosten der Planbarkeit (Detailplanung ist nur für die nächste Iteration vorgesehen, Anzahl der Iterationen kann zu Beginn schwer geschätzt werden). Spezifikationsworkshops steigern die Qualität (intensiver Austausch zwischen Experten, Sonderfälle und Fallstricke werden früh identifiziert) und erhöhen die Kosten (Zeitbedarf für Workshops, zusätzliche Ressourcen für Vor- und Nachbereitung und Moderation).

Am Ende hat gutes Tailorings einen erheblichen Einfluss auf die Teammotivation und die Kundenzufriedenheit. Die Motivation des Teams steigt in dem Maße wie jeder nach seinen Fähigkeiten eingesetzt werden kann und wie transparent des Sinn des gewählten Vorgehens ist. Die Kundenzufriedenheit hängt direkt davon ab, wie gut das Projekt die Ziele des Kunden versteht und schließlich erreicht.

Die Projektablage

Eine gute und geordnete Projektablage spart Zeit und verhindert Missverständnisse im Team. Daher sollte die Ablage:
  • zentral und allgemein zugänglich sein
  • Versionierung unterstützen
  • übersichtlich strukturiert sein
Welches Werkzeug dabei zum Einsatz kommt ist nebensächlich, In der Praxis bewährt haben sich z.B. ein CVS- oder Subversion-Repository oder ein gemeinsamer Sharepoint-Server. Die häufig benutzten Netzlaufwerke halte ich für wenig geeignet, da Änderungen schwer oder gar nicht nachvollzogen werden können und zur Vergabe von Berechtigungen in der Regel die Hilfe eines Administrators erforderlich ist.

Eine gute Beispielstruktur ist folgende:
  • Projektmanagement

    • Projektdefinition
    • Zeitplan
    • Budget
    • Qualitätsmanagement
    • Präsentationen und Meetings
    • Risikomanagement
    • Verträge

  • Spezifikation
  • Design
  • Technische Dokumente
  • Abnahmeprotokolle

Standards

PMI (PMBoK)

Das Projekt Management Institute (PMI) ist der weltweit größte Projektmanagementverband. Der von ihm herausgegebene Standard PMBoK (Project Management Body of Knowledge) ist eine Sammlung von best practices und Methoden rund ums Projektmanagement.
http://www.pmi.org/

PRINCE 2

PRINCE ist die Abkürzung für Projects IN Controlled Environments und ist der vom britischen Office of Government Commerce (OGC) herausgegebene Projektmanagement Standard. PRINCE 2 definiert feste Kernprozesse und unterteilt die Projektdurchführung in mehrere Phasen.
http://www.ogc.gov.uk/prince2/

IPMA / GPM (ICB)

Die IPMA Competence Baeline (ICB) ist die Grundlage für die von den Landesgesellschaften (z.B. der deutschen GPM) durchgeführten Zertifizierungsprogramme.
http://www.gpm-ipma.de/

About

Andreas Wolf

Andreas Wolf bei Xing
Andreas Wolf ist Unternehmensberater und beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit Themen des Projekt- und Programm-Managements

Seine Schwerpunkte sind Projektmanagement (Projektleitung, Multiprojekt-Management, internationale Projektteams, dezentrale Projekte) und Prozessberatung (Optimierung von Programm- und Projektmanagement, Einführung von Methoden und Vorgehensmodellen, Projektsanierung). Zu seinen Kunden gehören verschiedene Banken sowie große mittelständische Unternehmen und Konzerne.

Er studierte medizinische Informatik an der Universität Passau und ist seit 2006 PMI zertifizierter Projekt Management Professional (PMP). Andreas Wolf ist Jahrgang 1972 und seit 1999 freiberuflich tätig.

Sie erreichen den Autor unter info@wolf-pm.biz.