Donnerstag, 22. April 2010

Mitarbeitermotivation gezielt fördern


Projekte gelingen besser, wenn die Mitarbeiter motiviert sind. Klassische Instrumente der Mitarbeitermotivation, z.B. Vergünstigungen oder Aussicht auf Beförderungen, stehen dem Projektleiter allerdings nicht zur Verfügung. Dennoch hat er vielfältige Möglichkeiten, die Motivation zu fördern: Die stärksten Motivationsfaktoren sind von externen Anreizen unabhängig und lassen sich in fast allen Projekten einsetzen.
Mein neuer Artikel im Projekt Magazin beschreibt, wie Motivation in Projekten entsteht und wie Projektleiter sie verstärken können.

Dienstag, 9. März 2010

Projektaufwände schätzen


Aufwandsschätzungen stellen die wichtigste Planungsgrundlage für Projektmanager dar. Aus dem geschätzten Aufwand und den verfügbaren Ressourcen ergibt sich der Projektzeitplan. Naturgemäß müssen die Aufwandsschätzungen sehr früh im Projekt erfolgen und oft ist zu diesem Zeitpunkt noch wenig Information über Details der Arbeitspakete verfügbar.
Klassische Methoden der Aufwandsschätzung sind:

  • Analogie-Schätzungen: wenn eine Inhaltlich vergleichbare Leistung bereits in einem früheren Projekt erbracht wurde, lässt sich der Aufwand abschätzen, in dem man die Größe der beiden Projekte vergleicht und aus dem bekannten Aufwand des Vorprojekts den zu erwartenden Aufwand berechnet.
  • Experten-Schätzung: am genauesten als bottom-up Schätzung angewandt, zerlegt dieses Verfahren die Aufgabenstellung zunächst in leichter überschaubare Teile. Diese werden dann von Experten (also Mitarbeitern, die genug Erfahrung in der Umsetzung  der geforderten Arbeitspakete haben) bewertet.
  • Berechnungsverfahren: wenn es einsetzbare Metriken gibt (z.B. Function-Points, Lines of Code oder Kubikmeter) zu denen statistische Aufwandszahlen bekannt sind, können diese zur Aufwandsberechnung  herangezogen werden.
Die Qualität diese Verfahren hängt entscheidend von der zuvor gemachten Erfahrung mit vergleichbaren Projekten oder Tätigkeiten ab. In Fällen, in denen diese Information fehlt, rate ich zu Vorstudien. Das Projekt wird in diesem Fall zweigeteilt

  • eine Vorstudie dient dazu, Basisinformationen für die Aufwandsschätzung zu gewinnen, Risiken zu bewerten und ggf. die technische Machbarkeit zu beweisen. Oft können Arbeitsergebnisse der Vorstudie weiterverwendet werden, das primäre Ziel ist jedoch die Qualität der eigentlichen Projektplanung zu steigern.
  • das Realisierungsprojekt wird erst nach Abschluss der Vorstudie und positiver Fortschrittsentscheidung (jetzt in Kenntnis der zu erwartenden Kosten) initiiert. Es dient der eigentlichen Leistungserbringung und sollte (so rechnet sich zumindest der Business Base für die Vorstudie) durch die höhere Planungsqualität nun erheblich niedrigere Risikokosten haben. 

Dienstag, 2. März 2010

Zuständig und verantwortlich: RACI-Matrix


Um die Zuständigkeiten und Verantwortung im Projekt festzulegen wird oft die sogenannte RACI-Matrix genutzt. RACI steht dabei für:
  • Responsible (verantwortlich für die Erledigung der Aufgabe),
  • Accountable (Auftraggeber und/oder Empfäger des Ergebnisses),
  • Consulted (unterstützt und/oder berät bei der Durchführung) und
  • Informed (wird über Entscheidungen und das Ergebnis informiert).
Auf deutsch haben responsible und accountable eine sehr ähnliche wörtliche Bedeutung. Daher verwende ich in deutschsprachigen Projekte die Abkürzungen:
  • verantwortlich
  • Auftraggeber / Empfänger
  • unterstützend / beratend
  • zu informieren
Eine sinnvolle Repräsentation der Zuständigkeiten ist die sogenannte RACI-Matrix, dabei werden die Aufgaben in der einen und die handelnden Personen in der anderen Richtung angetragen. Ergänzt um Linienzugehörigkeit und Meilensteine ergibt sich folgende Darstellung:

Die Zuordnungen sind farblich gekennzeichnet:

Samstag, 23. Januar 2010

Projektstatusmeeting

Das Statusmeeting findet einmal pro Woche statt und dient dazu, den Status der einzelnen Arbeitspakete an alle Projektteilnehmer zu kommunizieren. Bei großen Projekten treffen sich hierzu die Teilprojektleiter, nachdem sie zuvor eigene Statusmeetings mit Ihren Teams durchgeführt haben. In kleinen Projekten nimmt das gesamte Team am Statusmeeting teil.

Der Projektleiter lädt ein und bereitet vor. Die regelmäßige Agenda besteht aus drei Punkten:

  1. Allgemeines
    Informationen aus Gremien, eingetretene Risiken, Veränderungen am Projektplan, ... (PL, 3-6 min.)
  2. Status der Arbeitspakete
    Ein Unterpunkt für jedes Arbeitspaket:
    Fortschritt, Risiken und Koordinationsbedarf (AP-Verantwortlicher, 2-8 min.)
  3. Sonstiges
    Arbeitspakteunabhängige Themen, Informationen von und an alle Teammitglieder (Alle, 5-10min.)
Regeln für das Statusmeeting:

  • Redezeiten einhalten.
  • Nur relevante und bestätigte Information kommunizieren
  • Neue Themen (Klärungs-, Entscheidungsbedarf,... ) nur identifizieren und außerhalb des Meetings klären
  • Für Vertretung bei Abwesenheit sorgen
Das Statusmeeting dauert 1 bis max. 1,5 Stunden und dient dem reinen Informationsaustausch. Alle Abstimmungen, Terminabsprachen, Entscheidungen finden außerhalb und in kleinerer Runde statt.






Donnerstag, 14. Januar 2010

Scope Control in der Entwurfs- und Designphase

Es kommt gelegentlich vor, dass die Beschreibung des Projektinhalts im Rahmen des Projekts noch weiter ausgearbeitet wird. Dieser Vorgang stellt besondere Anforderung an die Überwachung des Projektscopes. Durch das Ausarbeiten von Spezifikationsdetails (z.B. beim Erstellen der Feinspezifikation oder des technischen Designs) kann sich (ggf. unbemerkt) der Projektinhalt und/oder der erforderliche Realisierungsaufwand gegenüber dem Basisplan verändern.

Die Grafik zeigt die möglichen Fälle und Ihre Behandlung im Rahmen des Risiko- oder Change-Managements. Während eine Veränderung des Zeitbedarfs und der Kosten durch wiederholte Schätzung leicht festzustellen ist, ist eine Veränderung des Scopes nicht immer leicht zu erkennen.
Generell gilt: eine Veränderung des Scopes liegt mindestens dann vor:
  • wenn sich quantitative Ausprägungen ändern (z.B.: 12 Stockwerke statt 10, 100kw Stromverbrauch statt 120kw, 40 Webseiten statt 30, …) 
  • wenn sich Produkteigenschaften verändern, über die zuvor Vereinbarungen getroffen wurden (z.B.: Beton statt Asphalt, grün statt blau, …) 
  • wenn sich zusätzliche Produkteigenschaften ergeben über die zuvor keine Vereinbarungen getroffen wurden (z.B.: spielt auch Musik, kann recycled werden, ist auch auf Englisch verfügbar, …) 
Jede Veränderung des Scopes (gemessen an den Vereinbarungen) gilt als Change-Request und sollte vom Auftraggeber genehmigt werden.
Jede Veränderung des Scopes (gemessen an Erwartungen) gilt als eingetretenes Projektrisiko (Erwartungen sind Risiken, vgl. auch "Sicher ist sicher Pragmatisches Risikomanagement für Projektleiter").

Samstag, 9. Januar 2010

Teilzeitressourcen und das Chinesenprinzip

Die meisten kennen das sogenannte „Chinesenprinzip“ das besagt, dass mehr Mitarbeite dieselbe Aufgabe in weniger Zeit erledigen können. Die Anwendbarkeit dieses Prinzips unterliegt einigen Einschränkungen:
  • Zum einen hängt es stark von der jeweiligen Aufgabe ab, ob und wie lange der Zusammenhang linear ist, also ob doppelt so viele Mitarbeiter tatsächlich nur die halbe Zeit brauchen.
  • Zum anderen gibt es für die meisten Aufgaben eine Sättigungsgrenze, ab der weitere Ressourcen keinen Zeitgewinn mehr bringen. Versuchen Sie beispielsweise mal, einen Vortrag zu zweit in der halben Zeit zu halten.
    Eine interessante Umkehrung dieses Prinzips ist die Planung mit Teilzeitressourcen, die – wenn auch aus anderen Gründen – ähnlichen Effekten unterliegt. Dieser Post beschreibt einen quantitativen Ansatz wie diese Effekte bei der Zeitplanung berücksichtigt werden können.

    Der Sand und die Steine
    Teilzeitressourcen sind Mitarbeiter, die nicht während Ihrer gesamten Arbeitszeit für das Projekt zur Verfügung stehen, sondern nur einen Teil davon. Dieser Umstand muss bei der Zeitplanung der Aufgaben für diese Mitarbeiter brücksichtigt werden. Aber wie?
    Stellen Sie sich einen großen Haufen Sand vor, der an einen anderen Ort gebracht werden soll. Nehmen wir an es erfordert 100 Tage Arbeit um den Sand zu transportieren. Dann benötigen zwei Vollzeitmitarbeiter dafür 50 Tage Zeit, zwei Mitarbeiter, die nur jeden zweiten Tag arbeiten benötigen 100 Tage und zwei Mitarbeiter die nur einen Tag die Woche arbeiten benötigen 250 Tage (entspricht 100 / 20% / 2).

    Jetzt stellen wir uns vor, der Haufen enthält außer dem Sand auch Steine, die so schwer sind, dass die Arbeiter sie nur gemeinsam transportieren können. Wie lange wird es jetzt dauern? Nun, solange die Arbeiter (auch wenn sie Teilzeit arbeiten) gleichzeitig arbeiten, ändert sich an der Zeitschätzung nichts. Wenn die Arbeiter jedoch stets an unterschiedlichen Tagen arbeiten, kommen sie unter Umständen niemals dazu die Steine zu tragen und die Arbeit dauert unendlich lange. Wie einfach es für die Arbeiter ist, am selben Tag zu arbeiten hängt (neben planerischen Aspekten) offensichtlich davon ab, wie hoch die Verfügbarkeit jedes Arbeiters ist, und wie viele Arbeiter gleichzeitig erforderlich sind.

    Die realistische Zeitschätzung
    Obwohl sich hier ein interessanter Ausflug in die Welt der angewandten Statistik anbietet, verzichte ich darauf (nicht zuletzt weil das Erscheinen einzelner Mitarbeiter im Projekt hoffentlich kein Zufallsereignis ist, sondern einer planerischen Anhängigkeit folgt). Statt dessen erkläre ich kurz die Berechnungsweise und die Analogie zum Chinesenprinzip.
    Nehmen wir an, der Haufen enthält so viele Steine, dass 10% der Gesamtarbeit auf das Tragen der Steine entfällt. Dann bedeutet das, dass 90% der Arbeit weiterhin unabhängig erledigt werden können. Für diese 90% gilt die Rechnung (Arbeit / Kapazität / Anzahl Mitarbeiter) wie oben beschrieben. Für die übrigen 10% der Arbeit gilt die gleiche Rechenregel, allerdings ist die Kapazität reduziert, da die Mitarbeiter gleichzeitig verfügbar sein müssen. Stark vereinfacht nehmen wir an, die Kooperations-Kapazität entspricht Einzelkapazität ^ Anzahl Mitarbeiter * Anzahl Mitarbeiter. Wenn stets alle Mitarbeiter erforderlich sind um einen Stein zu tragen, ergibt sich folgendes Bild:

    Die Dauer sinkt zunächst mit steigender Mitarbeiterzahl – dies spiegelt den hohen (90%) Anteil der Arbeit wieder, der unabhängig erledigt werden kann. Je mehr Mitarbeiter gleichzeitig erforderlich sind, um die 10% kooperative Arbeit zu erledigen (in unserem Beispiel werden gleichzeitig auch die Steine schwerer), desto größer ist der Effekt auf die Gesamtzeit.

    Der Bezug zur Praxis
    Die Steine aus dem Beispiel entsprechen den Tätigkeiten, die das Team nur gemeinsam erledigen kann (z.B. Teammeetings und andere notwendige Abstimmungen). Der Sand entspricht parallelisierbaren Aufgaben, die die Mitarbeiter unabhängig voneinander erledigen können. Ähnlich wie bei der Anwendung des Chinesenprinzips steigt die Teamperformance linear, wenn entweder die Arbeit nur aus unabhängigen Tasks besteht, oder alle Ressourcen zu 100% verfügbar sind. Sind die Ressourcen nur eingeschränkt verfügbar, kann die Gesamtproduktivität mit steigender Mitarbeiterzahl sogar sinken, wie folgende Grafik zeigt.

    Die Grafik unterstellt einen Kooperationsanteil von 10% der Gesamtarbeit und nimmt an, dass dieser Anteil bei der Schätzung der Gesamtarbeit entsprechend berücksichtigt wurde (z.B.: eine Stunde Teammeeting sind 10 Stunden Arbeit, wenn 10 Mitarbeiter teilnehmen).

    Donnerstag, 7. Januar 2010

    Scope Control und Scope Verification

    Ein wichtiges Werzeug um Projekte erfolgreich (in time und in budget) abzuschließen ist die Überwachung des Scopes. Der Projektscope ist der Umfang der vom Projekt zu erbringenden Leistung. Dieser wird zu beginn des Projektes festgelegt und anschließend nur noch über Change-Requests und einen definierten Prozess verändert.
    Durch Scope-Control stellt der Projektleiter sicher, dass im Projekt ausschließlich das umgesetzt wird, was als Scope vereinbart wurde. Notwendige Änderungen (bedingt durch Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit oder eingetretene Risiken) und sinnvolle Erweiterungen (Synnergieeffekte, Optimierungspotential) werden als Change-Requests erfasst und folgen dem selben Change-Prozess wie geänderte oder zusätzliche Anforderungen, die von außen an das Projekt gerichtet werden.
    Die Scope-Verification stellt sicher, dass das Projekt seine Leistung in vollem Umfang erbracht hat. Ziel ist die formale Abnahme durch die Auftraggeber (Projektentlastung). Die Überprüfung erfolgt anhand der Qualitätskriterien, die zum Projektbeginn vereinbart wurde und bezieht sich auf den initialen Projektscope sowie alle akzeptierten Change-Requests.


    Freitag, 1. Januar 2010

    Projektfortschritt überwachen

    Eine bekannte Methode zur Überwachung des Projektfortschritts ist die Earned-Value-Analyse (oder auf Deutsch: Ertragswertmethode). Der earned Value ist dabei der bereits fertig gestellte Teil des Projektergebnisses (gemessen in den dafür veranschlagten Kosten).

    • Um die Zeit-Performance des Projekts zu beurteilen, vergleicht man den earned Value mit dem planned Value, also dem Teil des Projektergebnisses, das bis heute fertig gestellt sein sollte. Ist der earned Value größer dem planned Value bezeichnet man die Zeit-Performance als positiv: das Projekt liegt vor dem Zeitplan.
    • Um die Kosten-Performance eines Projekts zu beurteilen, vergleicht man die tatsächlichen Kosten (actual Cost) mit den geplanten Kosten (planned Cost oder earned Value). Ist der earned Value größer als die tatsächlichen Kosten bezeichnet man die Kosten-Performance als positiv: das Projekt ist kostengünstiger als erwartet.
    Eine noch einfachere Methode ist die Meilenstein-Trend-Analyse. Hierbei werden die Termine der Meilensteine und der Zeitraum in dem sie jeweils gültig waren in ein Koordinatensystem eingetragen.





    Im Idealfall entspricht jeder Meilenstein einer horizontalen Linie und sein Termin bleibt während des Projektverlaufs konstant. Wenn ein Meilenstein verschoben wird (durch akzeptierte Change-Requests oder eingetretene Projektrisiken) entstehen "Treppenstufen", wie obiges Bild zeigt. Die Meilenstein-Trend-Analyse eignet sich um die Zeit-Performance und die Risikoexposition des Projektes darzustellen.